Meine Gartenstadt Farmsen – eine wechselvolle Geschichte

In Hamburg fehlten nach Ende des Krieges rund 300.000 Wohnungen. Durch Flucht und Vertreibung kamen jährlich 50.000 Menschen in das zerstörte Hamburg. Die Schaffung neuen Wohnraums war daher eine der wichtigsten Aufgaben der Nachkriegszeit. Auch unsere Siedlung in Farmsen wurde in diesem Zeitraum, auf einer vorher landwirtschaftlich genutzten Fläche, errichtet.

Seit nunmehr 65 Jahren bietet die Siedlung unserer Gartenstadt inmitten der Großstadt Hamburg rund 5.000 Menschen ein angenehmes Zuhause mit Platz für Freizeit und Erholung im Grünen.

Die in den Jahren 1953/1954 errichtete Siedlung erhielt die Form eines stilisierten Ahornblatts mit organisch geschwungenen Straßen und Wegen, die an Blattadern erinnern. „Licht, Luft und Sonne für jede Wohnung“ – das versprach die von Prof. Dr. Hans Bernhard Reichow entworfene Gartenstadt.

Das Ringen um unsere Gartenstadt Farmsen

Unsere Gartenstadt bot den Mietern eine neue Lebensform, in der Arbeiter und Angestellte naturverbunden gemeinsam wohnten. Doch im Jahr 1985 kämpfte die gewerkschaftseigene NEUE HEIMAT gegen den finanziellen Exitus. Deshalb sollte die Gartenstadt Farmsen zum Verkauf angeboten werden. Die Mieter unserer Gartenstadt fürchteten den Verlust ihrer Wohnungen und protestierten heftig.

Noch im September des Jahres wurde von acht Mietern die Mieterinitiative „Neue Heimat Farmsen“ ins Leben gerufen. Eine Unterschriftensammlung im Oktober 1985 belegte mit 2.400 gesammelten Unterschriften, dass nahezu alle Mieter die Forderungen der Initiative unterstützten.

An der ersten öffentlichen Versammlung nahmen über 1.000 Mieter teil. Mit enormem politischem Einsatz stemmten sich die Mitglieder der Mieterinitiative gegen den Verkauf unserer Gartenstadt Farmsen.

Nach langen Verhandlungen konnte dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg deutlich gemacht werden, dass nur eine Lösung auf Basis eines Genossenschaftsmodells die Wohnungsversorgung der Farmsener Mieter sozialverträglich sicherstellen würde.

Im Jahr 1988 wurde unsere Genossenschaft gegründet. Die Eintragung in das Genossenschaftsregister erfolgte im Jahr 1992. Im selben Jahr hatte die Freie und Hansestadt Hamburg den Wohnungsbestand gekauft und an die mgf verpachtet. Das Kürzel mgf steht für die ursprüngliche Unternehmensbezeichnung Mietergenossenschaft Gartenstadt Farmsen.

Vollständige Sanierung des Pachtbestandes

Als die mgf den Bestand der Gartenstadt Farmsen im Jahr 1992 übernahm, wiesen Gebäude und Außenanlagen einen eklatanten Instandhaltungs- und Modernisierungsstau auf. Da die Pachtzahlungen der mgf an die FHH nicht ausreichten, um die im Gegenzug von der FHH gezahlten Zuschüsse für die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu decken, waren in den Jahren 1992 bis 1997 nur eingeschränkte Sanierungen möglich. 

Mit dem Abschluss eines Treuhand- und Pachtvertrages mit der FHH und dem Altonaer Spar- und Bauverein eG im Juni 1997 war es der mgf endlich möglich, Darlehen und vor allem auch Fördermittel in Form von Zuschüssen zu erhalten. Dadurch konnte erstmals ein umfassendes Sanierungskonzept für die Modernisierung und Instandsetzung des mgf-Wohnungsbestandes entwickelt werden. 

Ende 2015 ist es geschafft: Der Bestand der Gartenstadt Farmsen ist vollständig saniert. Neben der enormen planerischen und technischen Leistung waren es vor allem der Mut neue Wege zu beschreiten und der Rückhalt unserer Mitglieder, die diesen Erfolg ermöglicht haben.

Glücksfall vor der eigenen Haustür

Für unsere Genossenschaft war es ein großer Glücksfall, dass uns ein namhafter Hamburger Investor in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Gartenstadt Farmsen ein Grundstück zum Kauf angeboten hatte. Es handelt sich hierbei um eine Teilfläche auf dem Gelände des Berufsförderungswerks Hamburg (BfW), welche direkt an das Duplex-Gebäude August-Krogmann-Straße 50 angrenzt. Auf dem Grundstück ist in den neu angelegten Straßen „Marie-Bautz-Weg“ und „Anneliese-Tuchel-Weg“ unser erster Neubau mit zwei Mehrfamilienhäusern im Sommer 2018 entstanden. 

Die beiden Häuser bereichern den Bestand der mgf mit jeweils 28 Wohnungen mit zwei und vier Zimmern auf einer Wohnfläche von 64 und 90 m² sowie zwei Einheiten mit zwei Zimmer auf 50 m², jeweils mit Balkon bzw. Terrasse, Parkett und Einbauküche. Die Wohnungen wurden barrierefrei gestaltet und die Häuser verfügen über Personenaufzüge in alle Etagen. Außerdem wurden 162 Fahrradstellplätze und 41 PKW-Einstellplätze im Kellergeschoss geschaffen.

Mit diesem Neubauvorhaben haben wir einen großen Schritt in Richtung Eigenständigkeit gemacht und konnten einen kleinen Beitrag zur Schaffung von dringend benötigten Sozialwohnungen in Hamburg leisten. Darüber hinaus haben wir das Angebot für unsere Mitglieder um zwei Arten von Wohnungen erweitert, die in unserem Pachtbestand nicht oder nur begrenzt vorhanden waren.

Wir sichern das Altbewährte 

Am 01.10.2018 hat unsere Genossenschaft den Altonaer Spar- und Bauverein eG als Treuhänder abgelöst. Wir haben nun ein direktes Treuhandverhältnis mit der Freien und Hansestadt Hamburg. Mit diesem Wechsel von der Rolle als Pächter zum Treuhänder werden für unsere Mitglieder die Vorzüge genossenschaftlichen Wohnens gesichert. Der neue Treuhandvertrag hat eine Festlaufzeit bis zum 31.12.2077 und ermöglicht somit die Bewirtschaftung der Gartenstadt Farmsen durch die Genossenschaft für weitere 60 Jahre.

Unser Auftrag laut Satzung ist, für eine gute, sichere und sozialverträgliche Wohnraumversorgung zu sorgen. Das war so und wird auch so bleiben. Zusätzlich besteht seit dem 01.10.2018 für 30 % der Wohnungen im Treuhandbestand die Preisbindung für öffentlich geförderten Wohnraum – und das für die gesamte Vertragslaufzeit!

Auch mit dem neuen Treuhandvertrag werden genügend Mittel für die Instandhaltung und Instandsetzung des Wohnungsbestandes und der Außenanlagen bereitgestellt.

Wir schaffen Chancen für Neues

Der neu gestaltete Treuhandvertrag ermöglicht es der mgf darüber hinaus, den Wohnungsbestand um rund 800 Wohnungen zu erweitern. Hierbei handelt es sich derzeit noch um Bauoptionen. Da wir das Quartier aktiv mitgestalten möchten und die Bebauung andernfalls durch Dritte erfolgen wird, wollen wir diese Chance nutzen und zum Wohle unserer Mitglieder wachsen. 

Für unsere Mitglieder benötigen wir dringend alters- und familiengerechte Wohnungen. Diese werden wir nun bauen können. Damit wird die Gartenstadt Farmsen auch vielen neuen Mitgliedern ein schönes Zuhause bieten.

Meilensteine der mgf Gartenstadt Farmsen eG

1988

Gründung der Genossenschaft

1992

Eintragung der mgf in das Genossenschaftsregister

1992

Inkrafttreten des Pachtvertrages zwischen mgf und FHH

1997

Inkrafttreten des Treuhand- und Pachtvertrages zwischen der FHH, der

altoba und der mgf

2003

Denkmalschutz für den nördlichen Teil der Siedlung 

2014

Beschluss der Vertreterversammlung zur Namensergänzung um den Begriff „Wohnungsbaugenossenschaft“

2014

Ankauf des ersten eigenen Grundstücks

2015

Der gesamte Pachtbestand ist hochwertig saniert

2018

Fertigstellung des ersten eigenen Neubauvorhabens

2018

Inkrafttreten des Treuhandvertrages mit der FHH